Aufgabenstunden statt Hausaufgaben

An unserer DV vom Dienstagabend haben wir mit einer grossen Mehrheit die Petition „Aufgabenstunden statt Hausaufgaben“ unterstützt und lanciert. Diese Petition beinhaltet die Abschaffung der Hausaufgaben in ihrer heutigen Form. Um die Chancengerechtigkeit zu stärken, will die Petition stattdessen Aufgabenstunden an den Schulen einführen.

Denn heute ist die Chancengleichheit an den Schweizer Schulen bei weitem nicht umgesetzt. Der Bildungserfolg von Schulkindern hängt noch immer sehr stark vom Bildungshintergrund der Eltern ab. Dies hat verschiedene Ursachen, eine davon sind Hausaufgaben. Hier schiebt die Petition einen Riegel und schafft so mehr Chancengerechtigkeit an den Zürcher Schulen.

Heute gehen im Bezug auf die Petition die Emotionen hoch. Man wirft uns vor, wir nähmen den Eltern ihre Kinder weg. Das Gegenteil ist der Fall! Ihre Kinder werden von der Schule heimkommen und einfach nur Kind sein und keine Mini-Studentinnen und -Studenten. Für eine gesunde Entwicklung von Kindern braucht es nämlich mehr als purer Leistungsdruck von Geburt an, sondern zum Beispiel das Erwerben von Sozialkompetenzen.

Wir anerkennen den pädagogischen Sinn von Hausaufgaben. Es geht darum, bereits Gelerntes selbstständig aufzuarbeiten und zu vertiefen. Dies kann aber auch im Klassenzimmer stattfinden. Unter der Aufsicht von Personen, die alle Kinder gleichermassen unterstützen können. So schaffen wir mehr Chancengleichheit.

Eltern, die beide einem 100%-Job nachgehen, um überhaupt über die Runden zu kommen, können ihrem Kind nicht die gleiche Unterstützung bieten wie Eltern aus wohlhabenden, bildungsnahen Schichten. Genauso geht es geschiedenen oder getrennten Eltern, die arbeiten müssen. Nicht alle Eltern haben studiert. Viele können dem Schulstoff ihrer Kinder nur schlecht oder gar nicht folgen. Dieser ungleichen Verteilung von Ressourcen wollen wir ein gerechtes Modell entgegensetzten.

Indem die Kinder ihre „Ufzgi“ in der Schule lösen, schaffen wir für alle die gleichen Rahmenbedingungen. Das bedeutet aber nicht, dass wir die private und elterliche Förderung von Kindern ablehnen. Wir wollen aber die Auswirkungen, die die grosse Diskrepanz zwischen der unterschiedlich starken Unterstützung der Eltern mit sich bringt, verkleinern. Denn Bildung ist ein öffentliches Gut, das vom Staat bereitgestellt wird. Und es muss die Aufgabe der Politik sein, dieses öffentliche Gut möglichst chancengerecht allen bereit zu stellen.