Bye bye, Volly!
Ratlos sitzt der Blogger seit zweieinhalb Stunden im Rat und brütet darüber, wie er sich seiner Aufgabe mit Anstand entledigen könnte. Denn erneut tief in den ideologischen Schützengräben hocken die Ratsdamen und -herren. Reizworte wie «Landverkauf», «Velo» und vor allem «Parkplatz» funktionieren tadellos; die Pawlow’schen Hunde bellen zuverlässig – hüben wie drüben. Nur: Berichtenswert ist das nicht.
Nachdem sich der Austausch von Nettigkeiten erschöpft hat, wechselt die Stimmung. Verabschiedet wird Martin Vollenwyder, der seine letzte Ratsdebatte hat absitzen dürfen. Präsident Leiser würdigt ihn humorvoll. Noch launigere Worte folgen, nicht überraschend angesichts des legendären Redetalents von «Volly».
Nur kommt dieser, wohl zum ersten Mal in seiner Karriere, zunächst gar nicht zu Wort. Der Rat spendet ihm eine Standing Ovation, die er weder durch Rudern mit den Armen noch durch laut gebrülltes «Mini Dame und Herre! …» zu verkürzen vermag. Sein kräftiges Organ geht im Applaus unter.
Einige Müsterchen aus seinem letztem rhetorischen Feuerwerk am Limmatquai: «Ich hatte mal einen Ehrgeiz: Als ich 1985 in den Rat gekommen bin, war Niggi Scherr schon sieben Jahre hier; da habe ich gedacht, was der Niggi kann, kann ich auch. Aber jetzt muss ich kapitulieren.» «Ich möchte mich auch bedanken, daß Sie heute zu meinem Abschied nochmals eine Parkplatzdiskussion geführt haben. Das hätte mir sonst unglaublich gefehlt.» «Ich möchte Ihnen ans Herz legen, auch wenn Sie regelmässige Parkplatzdiskussionen führen, oder allenfalls auch andere Diskussionen, die ganz wichtig sind – schräge Randsteine oder sonstige Randsteine –, immer daran zu denken, dass wir uns am Schluß zusammenraufen sollten, parteiübergreifend, damit unsere schöne Stadt Zürich auch in Zukunft von Lösungen beherrscht wird und nicht von irgendwelchen Gräben.»
So zitiert Volly fast des Bloggers Blog, bevor dieser das Licht der Website erblickt. Und der Blogger stimmt ihm zu, den politischen Graben dafür ganz locker überspringend. Martin Vollenwyder war der denkbar beste Finanzminister der Stadt.
Der Rat schreitet zum Apéro. Auch dabei werden zuvor aufgerissene Gräben wieder zugeschüttet. Gut so!