Der Ausländer
Wer ist er eigentlich, dieser Ausländer? Wo wohnt er? Was verdient er? Wie lebt er? Diesen hoch interessanten Fragen geht der Tages Anzeiger in einer Serie mit dem Titel „Zürichs Einwanderer“ nach und verspricht Antworten. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich mich eher belustigen oder übergeben soll. Ich meine, wie wär’s denn mal mit einer Serie „Blondinen in Zürich“ wie leben sie? Wie viel verdienen sie? Wo wohnen sie? Oder „die Shushi Liebhaber“, oder „die Tatort Guckerinnen, die Brillenträger“ etc., ich hoffe man merkt, worauf ich hinaus will…
Also gut, der Tagi hat dank statistischen Daten, festgestellt, dass die Portugiesen in der Hard oder in Seebach leben, die Briten im Seefeld, die Franzosen in Fluntern und die Deutschen in Oberstrass. „Generell bevorzugen Angelsachsen eher teurere Quartiere“ ja logisch! Sie sind auch die einzigen die sich das leisten können! Und die Portugiesen leben nicht in der Hard, weil sie es da ach so viel schöner finden, sondern weil sie es sich anderswo nicht leisten können!
Deutlicher wird es vielleicht bei den Erkenntnissen über die Gymiquote, den Bildungsstand und das Einkommen. Ja meint denn irgendjemand da draussen, dass die Deutschen einfach gescheiter sind als die Portugiesen, Serben und Kosovaren? Etwa erblich bestimmt? Von Natur aus? So wie die Frauen besser putzen können und die Männer parkieren? Das hat doch nichts mit deren Nationalität zu tun. Die ist Zufall, oder Glücksfall.
Was sich allerdings klar herauskristallisiert: das Bildungsniveau reproduziert sich. Nicht weil es vererbt wird, sondern weil bildungsnahe, wohlhabende Schichten sich Nachhilfeunterricht leisten, die Zeit und das Wissen haben, mit den Kindern zu büffeln und es ihnen kaum in die Tüte kommt, dass ihre Sprösslinge nicht aufs Gymi gehen. Währenddem ärmere, bildungsferne Familien froh sind, wenn der Nachwuchs baldmöglichst selbstständig wird. Natürlich kann man jetzt sagen, das sei völlig polemisch, überspitzt und nicht statistisch hinterlegt, aber es geht ums Prinzip!
Ausländer, im Ernst, was ist das? Das Aus*Land befindet sich ausserhalb der Schweiz, der Aus*Länder jedoch im In*Land, zumindest der, über den der Tagi berichtet. Trotzdem ist er kein In*Länder, weil er keinen Schweizer Pass besitzt. Wieso besitzt er keinen? Obwohl er hier geboren wurde, hier zur Schule ging, hier arbeitet und Steuern zahlt? Was macht denn den Portugiesen zum Portugiesen in Seebach und eben nicht zum Briten im Seefeld? Seine Nationalität? Im Ernst? Naja man kann natürlich schon sagen Ja, denn wer in Portugal geboren wird, hat schlechtere Chancen als wer in Grossbritanien geboren wird. Das liegt aber nicht an deren Erbgut, sondern an der Ungleichverteilung des Reichtums. Hört doch mal auf mit dieser ewigen „Die Ausländer“-Debatte! Es geht doch nicht um den Aus- oder Inländer, es geht darum, wer hier verarscht wird und wer profitiert.