Etwas mehr Dichtestress bitte!
Laut dem Mediziner Hans Selye gibt es nämlich den Eu-Stress und den Di-Stress. Der Eu-Stress – Glücksstress – kennen wir beim Verliebtsein, beim Kribbeln im Bauch vor den Ferien oder das High beim Ankommen auf einem Berggipfel nach dem langen Aufstieg. Diesen Stress vergessen wir, wenn es um die Einwanderung geht. Es wird nur von Platzmangel und Dichtestress geredet.
In der Schweiz braucht heute jede und jeder heute 50 m2 Wohnfläche. Vor knapp 30 Jahren betrug der Platzbedarf noch 32 m2. Würden wir wieder auf den Wert der 80er Jahre zurück, böte die Schweiz Platz für 14 Millionen Einwohnerinnen. An Platz mangelt es also nicht. Es scheint viel mehr an adäquaten Umgangsformen zu mangeln. Wir sind der Kommunikation mit den Neuzuzügerinnen nicht mehr gewohnt. Ruhig, still, stressfrei soll es mit den Nachbarn sein. Und gleichzeitig wird über eine wachsenden Isolation und Anonymität in der Agglomeration geklagt.
Seit März 2014 arbeite ich just an diesem Thema. In der schnellwachsenden Gemeinde Schlieren hat mich ein Privatinvestor als Siedlungs-Coach angestellt, um in einer nachhaltigen dicht bebauten Siedlung die Bewohnerinnen in ihrer Vielfalt zu helfen, sich zu entfalten. Mein Ziel ist da die Umwandlung von Dichtestress in Eustress. Konflikte auf Verhaltens- und Werte-Ebene sind mannigfaltig. Da setze ich mein mediatives Wissen ein und erlebe, wie Konfliktlösung zu Freude führen kann und dazu beiträgt, dass sich ein gute Nachbarschaft entwickelt. Diese Form von niederschwelligem und pragmatischem Coaching, speziell auch im Bereich von potenziellen Nachbarschaftsstreitigkeiten ist allerdings keine Erfindung des Privatinvestors: Auch der Schweizer Souverän spricht diese wichtige Tätigkeit in der Zivilprozessordnung dem Friedensrichters bzw. der Friedensrichterin zu.