Gemeinderat wünscht behindertengerechte Tramhaltestellen
Wer kennt nicht die Unannehmlichkeiten, wenn ein Kinderwagen oder schweres Gepäck ins Tram gehievt werden muss und man nur darauf hoffen kann, dass andere Passagiere zu Hilfe eilen. Noch schwieriger gestaltet sich die Situation für Menschen im Rollstuhl. Auch heute noch wird die selbständige Fortbewegung in der Stadt durch zahlreiche Hindernisse blockiert. Deshalb ist es dringend notwendig, wenigstens die neue Infrastruktur so zu bauen, dass sie alle Menschen in dieser Stadt nutzen können und es an Haltestellen des öffentlichen Verkehrs endlich möglich wird, ebenerdig ins Verkehrsmittel einzusteigen.
Anhand der Weisung zur Aufwertung der Bahnhofstrasse mit neuen Linden, neuen Leuchten und einem ausgeklügelten Baumschutzsystem entbrannte im Gemeinderat diese Diskussion zur Ausgestaltung von Haltestellen. Unlogischerweise sollen mit dem neuen Projekt nur die Haltekanten an den Stationen Bahnhofstrasse und Börsenstrasse mit durchgängig hohen Haltekanten ausgerüstet werden. Die Haltestelle Rennweg hingegen soll mit einer Kissenlösung – bei der dritten Türe – gebaut werden. Dies führt dazu, dass Personen, die mit dem Rollstuhl an der Station Bahnhofstrasse durch die hinterste Türe ins Tram rollen, an der Station Rennweg nicht ohne fremde Hilfe aussteigen können. Besonders für die Bahnhofstrasse, die auch von vielen ortsunkundigen Personen besucht wird, gibt dies eine schlechte Visitenkarte ab.
Selbstverständlich können hohe Haltekanten auch Nachteile aufweisen. Besonders dann, wenn von Kante zu Kante ein Querungsbedarf besteht. Da jedoch fast immer ein Tram in die eine oder andere Richtung in den Haltestellen in der Bahnhofstrasse steht, ist es mit den vielen Trams in der Bahnhofstrasse praktisch nicht möglich, die Strasse von hoher Haltekante zu hoher Haltekante zu queren. Man muss um die wartenden Trams herum gehen, um über die Strasse zu kommen. An diesen Stellen wird das Trottoir selbstverständlich abgesenkt. Deshalb spricht in der Bahnhofstrasse wirklich nichts gegen hohe Haltekanten. Im Gegenteil, die hohe Haltekante nützt nicht nur Menschen mit Behinderungen sondern auch allen, die mit dem müden Kind nach dem Shopping mit vielen Einkaufstaschen reibungslos ins Tram wollen.
Da das Projekt an der Bahnhofstrasse in der Planung bereits weit fortgeschritten ist, wird der mit einem mit 82 zu 35 Stimmen überwiesenen Postulat von SP, FDP, CVP und Grünen geäusserte Wunsch nach einer durchgängig hohen Haltekante auch am Rennweg wohl nicht so schnell Wirklichkeit werden. Hoffen wir jedoch, dass der Stadtrat diesem Wunsch wenigstens für künftige Projekte Gehör schenkt und das zukünftige Zürich wirklich zu einer Stadt für alle baut!