Koch-Areal: ZürcherInnen entscheiden
Die stadtzürcher Bevölkerung hat in einer Abstimmung vor einigen Jahren mit grosser Mehrheit die Förderung des gemeinnützigen Wohnungsbaus gutgeheissen mit dem Ziel, dass die Stadt einen gemeinnützigen Wohnungsbestand von 33 Prozent anstrebt. Der Bevölkerung ist nämlich nicht entgangen, dass der freie Wohnungsmarkt in eine falsche Richtung geht. Wie in anderen attraktiven europäischen Grossstädten hat sich ein finanzgetriebener Bauboom breit gemacht und Boden- und Mietpreise in die Höhe getrieben. Dies nicht zuletzt durch eine wirtschaftlich bedingte Einkommens- und Vermögensumverteilung in den letzten Jahrzehnten, die zu einer enormen Kapitalakkumulation in wenigen Händen geführt hat. Dieses renditegetriebene Kapital drängt heute mangels anderer guter Finanzanlagen vermehrt in den Wohnungsmarkt und verdrängt die ursprünglichen privaten und gemeinnützigen Bauherren vomImmobilienmarkt. Leider wird diese unschöne Entwicklung von den bürgerlichen Parteien auf eidgenössischer Ebene mit einer grosszügigen Liberalisierung für Finanzströme politisch mitgetragen. Die SP soll deshalb das Grundbedürfnis Wohnen vor dem Zugriff der Finanzindustrie mit allen Mitteln schützen.
Beim Koch-Areal wollen wir also nicht zulassen, dass ein renditegetriebener finanzstarker Investor sich das Grundstück mit einem konkurrenzlosen Preisangebot unter den Nagel reisst und die Mieten verteuert. Natürlich kann er die Baukosten mit Billigst-Offerten von inländischen und ausländischen Sub- und Sub-Sub-Firmen tief halten. Aber sicher nicht mit einem einheimischen Gewerbe, dass sich an Lohntarife hält und Fachkräftenachwuchs ausbildet. Weiter müssen bei Bauinvestoren die Aktionäre mit Dividenden, das Management mit hohen Salären und die Verwaltungsräte mit hohen Entschädigungen befriedigt werden, was ebenfalls mit den Mieten finanziert werden muss. Erhebliche Baumängel,wie sie bei der Zollfreilagerüberbauung publik wurden, sind vorprogrammiert, weil ein solches Bauwesen auf Tempo komm raus funktioniert und Ausbesserungen von Bauschäden deshalb erst nach Einzug der bezahlenden Mieter vorgesehen sind.
Bei der FdP-Initiative geht es deshalb nicht darum, dass die Besetzung des Koch-Areals so schnell wie möglich beendet wird, sondern dass kapitalkräftige Akteure zum Zuge kommen und die zukünftigen Mieter sie mit überrissenen Mietenfinanzieren. Die FdP-Initiative, die ein solches Szenarium sehr wahrscheinlich macht, muss deshalb unbedingt abgelehnt werden. Sie entspricht nicht dem Willen der Zürcherinnen und Zürcher, die bei allen Umfragen die hohe Mieten in der Stadt beklagen und sich explizit für den gemeinnützigen Wohnungsbau ausgesprochen haben.
P.S. Achtung: Ein doppeltes Ja würde die Umsetzung der FdP-Initiative bedeuten.