Persönlich-Kolumne: Neues aus Amerika
Nein, ich schreibe hier nicht über die Präsidentschaftswahlen in den USA. Die aufmerksame Leserin weiss, dass dieses «Dossier» an hiesiger Stelle von meinem Stadtratskollegen Gerold Lauber betreut wird.
Ich möchte ein anderes Thema ansprechen, das aber auch mit dem vergangenen Wahltermin in den USA zu tun hat. Während nämlich ein grosser Teil der Welt während der letzten Woche über den neuen Präsidenten verständnislos den Kopf schüttelte, ging ein Detail praktisch unter: Eine ganze Reihe von US-Staaten legalisierten nämlich per Volksentscheid am selben Tag den Konsum von Cannabis. Kiffen ist also in L.A., Boston, Las Vegas, Denver, Portland, Seattle und sogar im fernen Alaska legal. Eine Kolumnistin der New York Times witzelte, das Zeug würde vermutlich vielen dabei helfen, die kommenden vier Trump-Jahre zu überstehen.
So viel Fortschrittlichkeit mag man einem Volk nicht so recht zutrauen, das gerade so gewählt hat, wie es gewählt hat. Tatsächlich wundert man sich. Die USA, die einst den weltweiten Krieg gegen die Drogen ausriefen und damit die Businessmodelle der Drogenmafia entscheidend prägten – dieses Land legalisiert nun grossflächig den Hanfkonsum. Und das, während wir in der Schweiz bei aller liberalen Drogenpolitik in diesem Thema seit Jahren nicht wirklich vom Fleck kommen.
Es existiert noch immer, das fortschrittliche, offene, liberale Amerika. Dieses Amerika sollen wir uns durchaus zum Vorbild nehmen. Kiffen ist bei uns genauso eine gesellschaftliche Normalität. Die Zeit ist überreif, dass wir damit aufhören, uns etwas anderes einzureden.
Nein, ich hoffe, dass wir künftig nicht so wählen wie die Amerikanerinnen und Amerikaner. Aber in dieser Frage würde es nicht schaden, wie sie abzustimmen.