Planwirtschaft und Rechenschieber
„Ausbildung ist unser wichtigster Rohstoff“ – so steht es in einem Positionspapier der FDP Schweiz. So weit, so gut. Nur werde ich das Gefühl nicht los, dass die FDP den oft postulierten schonungsvollen Umgang mit wertvollen Rohstoffen falsch verstanden hat. Mit ihren bildungspolitischen Vorschlägen der letzten Wochen lassen die Freisinnigen jedenfalls nichts unversucht, um den Rohstoff Bildung zu verknappen.
Da ist einerseits die Forderung des Schaffhauser Bildungsdirektors Christian Amsler, für Fächer der philosophischen Fakultäten einen Numerus Clausus einzuführen. Grund: Die Berufschancen der phil-Studierenden seien zu schlecht. Mal abgesehen davon, dass die Zahlen eine andere Sprache sprechen: Ist Herr Amsler ernsthaft der Ansicht, dass er – oder generell die Politik – berufen ist, Studierende auf Ausbildungsgänge zu verteilen? Die Planwirtschaft erlebt ihr Revival in einer eher überraschenden politischen Ecke.
Als Vertreter eines Nicht-Hochschulkantons weiss es Herr Amsler vielleicht auch nicht besser. Hinter dieser Ausrede kann sich indes die Zürcher FDP nicht verstecken. Leider sind ihre Forderungen fast noch abstruser. Im Rahmen der anstehenden Debatte zur kantonalen Finanzplanung fordert die FDP eine Plafonierung der Bildungsausgaben – auf praktisch allen Bildungsstufen. Bei der Uni verlangt die Partei konkret, dass der Aufwand nur noch an die Studierendenzahlen und die Teuerung angepasst werden dürfe.
Ja, eine bessere Bildung kostet nicht immer mehr Geld, und mehr Geld verbessert nicht immer die Bildung. Wer aber die Bildung via Ausgabenplafond mit dem Rechenschieber steuern will, der fördert die totale Blockade. Wenn jede Weiterentwicklung unserer Bildungsinstitutionen davon abhängig gemacht wird, dass sie entweder nichts kostet oder irgendwo anders die Kosten gesenkt werden, dann ändert sich garantiert gar nichts mehr. Das ist das Ende jeden Fortschrittes. Ist es das, was die FDP will? Wenn sich Herr Amsler mit seinem Numerus Clausus einmal durchsetzen sollte und die (günstigen) phil-I-Studierenden bald in Horden zu den (teureren) Naturwissenschaften geprügelt werden, müssen wir dann als nächsten Schritt die Kosten der Naturwissenschaften senken?
Die FDP sieht in der Bildung offensichtlich nur noch einen Kostenfaktor. Wer oder was, liebe FDP, soll in der Schweiz für künftiges Wachstum sorgen, wenn nicht unser „wichtigster Rohstoff“?