SCH – U – L – E
Therapiewahn – IQ-Tests – Nachhilfemaschinerie – Klassengrösse –– Tagesschule light – Internetpranger etc. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht irgendwo von irgendeinem vermeintlichen oder wahrhaftigen Bildungsexperten eine neue Wahrheit zur Schule aufs Tapet gebracht wird.
Wir wissen: Schule betrifft uns alle und deswegen reden bei der Schule so viele Menschen mit wie sonst nirgends. Als Primarlehrerin und Politikerin masse ich mir zwar nicht an, eine – geschweige denn DIE Expertin zu sein, aber ich möchte hier mal ein paar von meinen schulpolitischen Gedanken niederschreiben.
Warum fasziniert mich die Institution Schule? Die obligatorische Volksschule ist die grösste, demokratisch legitimierte Institution mit Einfluss auf Verteilung von Chancen (und dass diese nicht gerecht verteilt sind, wissen wir). Ausserdem ist die Volksschule das einzige Gefäss, in das jede und jeder, auch Sans-Papiers und einfach wirklich alle (ausser Sprösslinge von Eltern, die eine Privatschule finanzieren) hineingehen und am Ende im besten Fall als mündige, selbständig denkende und gesellschaftsfähige Menschen wieder herauskommen. Die Volksschule ist also das Fundament, das unsere Gesellschaft nicht nur zusammenhält, sondern auch die Grundlagen liefert, um einen gesellschaftlichen Zusammenhalt zu garantieren.
30% aller Schulkinder im Kanton werden irgendwann von sonderpädagogischen Massnahmen unterstützt, kritisiert Jenni, Kinderarzt und Leiter Abteilung Entwicklungspädiatrie KiSpi Zürich. Klar die Integrative Schule erfordert solche Massnahmen! Wo früher Kinder in Sonderschulen ausgegrenzt wurden, werden sie heute in Regelklassen integriert und vor Ort unterstützt. Das fördert auch eine integrierende Gesellschaft.
Die heutigen Anforderungen an eine moderne, integrative Pädagogik in heterogenen Klassen erfordern Ressourcen. Am besten wäre es, wenn pro Klasse zwei Lehrpersonen tätig sein könnten, die die meisten Aufgaben selbst übernehmen könnten. Das ist in unserer politischen Realität aber Wunschdenken. Bis wir soweit sind, gilt es deshalb diejenigen Ansätze umzusetzen, die jetzt wirkungsvoll sind, deshalb JA zur Klassengrösseninitiative!
Ah ja noch etwas: Schulleitungen dürfen – müssen einen Bonus an ihre Lehrkräfte verteilen. Etwa jenen die am wenigsten Therapien verordnen? Oder am meisten Kids ins Gymi bringen? Ein fertiger Seich ist das und gehört wieder abgeschafft, oder der Bonus soll allen im Schulbetrieb tätigen Personen zugute kommen.