Schulpflege

Ich wage es an ein emotional hochgeladenes Thema. Der Kantonsrat hat unlängst in seiner Beratung über die Teilrevision des Gemeindegesetzes entschieden, dass er Parlamentsgemeinden die Möglichkeit die Schulpflege abzuschaffen nicht gewähren will. Wohlgemerkt: die Möglichkeit zur Abschaffung! Ich finde es schade, dass er es den Gemeinden nicht offen lässt selbst darüber zu bestimmen, denn ich bin überzeugt, es braucht ein neues System.

 

Die Rolle der Schulpflege ist seit der Einführung von Schulleitungen nicht mehr klar. Die demokratische Legitimation der Volksschule mit der Volkswahl der Schulpflege zu begründen, ist eine kleine Farce, widerspiegelt sie doch bloss den Parteienproporz. Mit der Schulpflege die Einbindung der Eltern zu begründen, ist veraltet, gibt es doch überall Elternräte und die Zusammenarbeit zwischen Lehrpersonen und Eltern ist enger denn je. Dass Laien die professionelle Arbeit der Lehrkräfte beurteilen, ist sehr fragwürdig. In keinem anderen Job befinden Laien über die Qualität von professioneller Arbeit und hängt darüber hinaus auch noch die Entlöhnung von dieser Beurteilung ab. Es gibt viele gute Schulpflegerinnen, die hervorragende Arbeit leisten, ich stelle hier auch nicht die Arbeit von Personen in Frage, sondern das System. Wir brauchen einen anderen Weg die Volksschule demokratisch zu legitimieren.

Anstoss zu dieser Reform gab übrigens Genosse Notter als noch amtierender Regierungsrat. Schulgemeinden sollten in politische Gemeinden integriert und Schulpflegen nicht zwingend vom Volk gewählt werden. Dagegen wehrte sich der Verband der Schulpräsidien. Nicht verwunderlich, schliesslich drohte ihnen damit ein Machtverlust. In der Stadt Zürich hat der Schulvorsteher wenig zu sagen, sieben Schulpräsidien bestimmen eigenständig über ihren Schulkreis. Was zur Folge hat, dass wir sieben unterschiedliche Varianten haben: da werden Aufnahmeklassen geführt, hier dürfen nur drei Lehrpersonen an einer Klasse unterrichten, dort geht der Bonus an allen Klassenlehrpersonen, am anderen Ort nicht etc.

 

Eines habe ich in meiner Laufbahn als Lehrerin realisiert: jemand ohne pädagogische Ausbildung, der nie in einem Klassenzimmer als Lehrperson stand, ist in diesem Amt fehl am Platz. Genauso wie Menschen ohne pädagogischen Hintergrund in der Schulleitung. Und dass man selbst mal zur Schule ging oder Kinder in Ausbildung hat, qualifiziert nicht. Auch wenn sich gerade deswegen alle Menschen als Expertinnen für die Schule verstehen.