Simon Ammann im Kopf, Woody Guthrie im Herzen
Was kann eine Kandidatin in den letzten Tagen des Stadtratswahlkampfs von Simon Ammann und Carlo Janka lernen? Die Nerven zu bewahren und das Ziel im Auge zu behalten. Tönt einfach, ist es aber nicht immer. Da hilft es, meine Lieblings-CD der «Klezmatics» zu hören.
Die New Yorker Klezmer-KünstlerInnen haben bislang unvertonte Texte von Woody Guthrie zum Leben erweckt, Tochter Nora Guthrie zeichnete für die Produktion verantwortlich. Die Kombination der hoch politischen Texte mit der gelegentlich ohrwurmverdächtigen Musik ist unwiderstehlich. Bevor das Lüpfige oder Melancholische des Klezmer kitschig wird, zeigen sich die «Klezmatics» von ihrer schrägen Seite. Sie verbinden den Guthrie-Folk mit Klezmer und Ingredienzen aus aller Welt.
Nach seinem Umzug nach Brooklyn (1942) kam Guthrie durch seine Schwiegermutter, die bekannte jiddische Dichterin Aliza Greenblatt, in intensiven Kontakt mit der jüdischen Gemeinde von Coney Island und begann, in seinen Songtexten vermehrt jüdische Themen aufzugreifen. Woody Guthrie gab die Vision einer besseren Welt auch unter üblen Umständen nicht auf, träumte laut von sonnendurchfluteten Fabriken, klarem Himmel und fröhlichen Kindern; er kämpfte gegen Rassismus und Faschismus, sang von der Organisation der ArbeiterInnen.
Die wunderbare, kosmopolitische Musik und die tiefgründigen Texte bezaubern und beschwingen nicht nur mich – beim Konzert im «Moods» im November 2009 konnten die Leute fast nicht stillstehen, derart fuhr ihnen die Musik in die Glieder. So mitreissend kann Politik sein! Und: Für mich sind diese Texte zusätzliche Motivation, das politische Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.