Tramlinie 2 – der Gemeinderat zieht Vollbremse
Hoch gingen die Wogen, beim letzten Traktandum an der Gemeinderatssitzung vom 8. Januar 2014. Unter der Federführung der SP war vor ein paar Wochen eine Motion eingereicht worden, die den Stadtrat aufforderte, auf die geplanten Umleitung der Tramlinie 2 in Altstetten zu verzichten. Unterzeichnet und für dringlich erklärt worden war dieser Vorstoss nicht nur von der SP, sondern auch von der SVP, FDP, CVP und EVP.
Vorangegangen war diesem Vorstoss bereits eine Petition gegen die Tramumleitung, die innert kürzester Zeit von über 6’000 Personen unterschrieben worden war.
Projekt mit zu vielen Fehlern
Der Stadtrat und der Kanton planen die Tramlinie 2 am Lindenplatz an den Bahnhof Altstetten umzuleiten und von dort bis nach Schlieren zu führen. Dies als Ergänzung zur Limmattalbahn, welche in ein paar Jahren von Spreitenbach bis an den Bahnhof Altstetten führen soll. Mit der geplanten Umleitung der Tramlinie sollen Verkehrsberuhigungsmassnahmen wie eine autobefreite Altstetterstrasse realisiert werden.
Obwohl die SP ÖV Projekten und Verkehrsberuhigungsmassnahmen immer positiv gegenüber steht, erachtet sie dieses Projekt als eine komplette Fehlplanung. So würde die Umleitung nicht nur einen Teil von Altstetten schlagartig vom Tramnetz abhängen, sondern auch den Quartierplatz Lindenplatz isolieren. Die kurvenreiche Umleitung würde nicht nur Platz verschwenden, sondern auch noch die Fahrtzeiten der Tramlinie enorm verlängern. Die geplante Haltestelle Bahnhof Altstetten würde einen weiteren Umsteigeweg für Pendlerinnen und Pendler bedeuten – und das erst noch über eine viel befahrene Kreuzung. Und dies sind nur ein paar wenige Beispiele.
Klare Faktenlage – erdrückende Mehrheit
Der Vermutung des verantwortlichen Stadtrats Anders Türler, dass die Altstetter unzufrieden seien und deswegen die Umleitung des Trams als Sündenbock herhalten müsse, widersprach SP-Gemeinderat Alan David Sangines energisch und verwies auf die klare Faktenlage, die gegen das Projekt spricht. SP-Gemeinderätin Andrea Nüssli wies darauf hin, dass der Bahnhof Altstetten auch sonst gut erschlossen werden kann und SP-Gemeinderat Hans Jörg Käppeli erinnerte daran, dass der angebliche Nutzen dieser Umleitung seitens der VBZ noch nie belegt werden konnte.
Der Stadtrat beantragte, die Motion abzulehnen. Aufgrund des Widerstandes versprach er jedoch einen Marschhalt beim Projekt einzulegen und ein Mitwirkungsverfahren mit dem Quartier ins Leben zu rufen. Auch das vermochte den Gemeinderat nicht zu überzeugen. Mit seltener Geschlossenheit stimmten an der Gemeinderatssitzung vom 8. Januar 2014 SP, SVP, FDP, CVP, EVP und AL für die Motion. Während sich die Grünen enthielten, befürwortete einzig die GLP dieses Umleitungsprojekt. Damit dürfte die Umleitung der Tramlinie 2 endgültig vom Tisch sein.
Differenzierte Verkehrspolitik
Diese erdrückende Mehrheit ist aber keineswegs ein Votum dafür, den Status Quo einfach beizubehalten, wie dies Stadträtin Ruth Genner befürchtete. So haben SP, Grüne, Grünliberale und EVP längst eine Motion eingereicht, welche die Umsetzung der verkehrsberuhigenden „QUARZ“ Massnahmen auch bei einem Verzicht der Umleitung der Tramlinie 2 fordert. Damit beweist die SP einmal mehr, dass sie Verkehrsprojekte differenziert betrachtet und sich auch traut, den Fünfer und s Weggli zu fordern: teure Fehlplanungen, die weder dem ÖV noch der Stadt und erst recht nicht dem Quartier etwas dienen, erkennen wir auch dann, wenn sie mit verkehrsberuhigenden Massnahmen dekoriert werden. Statt aber einfach Nein zu sagen und auf längst fällige Verkehrsberuhigungsmassnahmen zu verzichten, spaltete die SP das Projekt in zwei Teile auf und wird so dafür sorgen, dass die Fehlplanung gestoppt und die Verkehrsberuhigungen vorangetrieben werden.
So sieht SP-Verkehrspolitik aus – Erfolgreich für Zürich.