Von 10-Uhr Pausen und Politikfreunden
Letzten Donnerstag kam in der 10-Uhr-Pause ein Lehrerkollege
auf mich zu und fragte mich folgendes: «Sag mal, wie gross sind eigentlich die grössten dieser Fahnen? Ich hätte gerne auch so eine. Ich wohne an einer Zugstrecke, sodass viele Leute sie sehen könnten und ich finde diese Geschichte einfach wichtig.»
Die Rede war natürlich von den 1:12 Fahnen, die dank einem unglaublichen Effort von zahlreichen Genossinnen und Genossen mittlerweile an über 10’000 Balkonen und Fenstersimsen in der ganzen Schweiz hängen. Dieses für viele andere Gespräche stellvertretende Erlebnis – und darum leite ich meinen Blogbeitrag damit ein – lässt mich eines mit Überzeugung sagen: Völlig unabhängig vom Abstimmungsresultat im November haben wir etwas Grosses erreicht. Wir haben es geschafft, den gesellschaftlichen Diskurs zu prägen und die bestehende und wachsende Ungleichverteilung in der Schweiz in den Fokus der Menschen zu rücken. Wir haben erreicht, dass das Problem von absurd hohen Löhnen auf der einen und Working Poor auf der anderen Seite wahrgenommen und weit über irgendwelche Parteigrenzen und Sitzungszimmer hinaus als Fehlentwicklung, die bekämpft werden muss, anerkannt wird. Selbst bei den Bürgerlichen beginnen die Statements im Zusammenhang mit Managerlöhnen inzwischen regelmässig mit den Worten: «Ja, wir haben ein Problem, aber…»
Dieser Wandel, diese – bei der Bevölkerung freiwillige und bei machen Politikern vielleicht eher erzwungene – Bereitschaft, umzudenken, ist etwas, was mir Hoffnung macht und mich bis in die Fingerspitzen motiviert, Politik zu machen oder viel einfacher gesagt, mich für meine Überzeugungen einzusetzen. Und glücklicherweise scheint es nicht nur mir so zu gehen. Was ich im vergangenen halben Jahr in unserer Partei an Engagement für die 1:12 Initiative habe miterleben dürfen ist wirklich mehr als beeindruckend. Alleine im Kanton Zürich wurden über 40 Bildungsmodule in den Sektionen durchgeführt und wurde nahezu jedes Mitglied telefonisch kontaktiert, wodurch mehr als 1500 Fahnen platziert werden konnten. Das Beste jedoch kommt zum Schluss: Es haben sich bereits 450 Freiwillige gemeldet, um in der entscheidenden Phase des Abstimmungskampfes mitzuhelfen. So macht Politik Spass! Danke!