Zürcher Wirtschaft – quo vadis?
Auch wenn es gewisse Kreise kaum für möglich halten: Auch linke PolitikerInnen beschäftigen sich intensiv mit Wirtschaftsfragen. Mir persönlich liegt das Thema seit längerem auf dem Magen. Unsere steigenden Arbeitslosenzahlen sind besorgniserregend. Die ganzen sozialen Probleme, welche dies mit sich bringt, ebenso. Mittel- und langfristig ist eine starke, ökologische, Arbeitsplätze generierende städtische Wirtschaft die einzige wirksame Medizin.
Doch wie hilft man den Zürcher Unternehmen über das gegenwärtige Konjunkturtief hinweg? Mit ihrer Politik muss die Stadt Zürich Kleine wie Grosse gleichermassen fördern. Es liegt im Interesse der Stadtbevölkerung, die Wertschöpfung der Finanzbranche auf hohem Stand zu halten, aber gleichzeitig innerhalb der Branche zu diversifizieren und zu stabilisieren (nachhaltigeres Banking, Angebote für die lokale Wirtschaft, Gewährleistung eines «Service-public-Teils» etc.).
Hinsichtlich der Arbeitsplätze sind es die kleineren und mittleren Unternehmen, die den Wirtschaftsstandort Zürich charakterisieren. 85% der Betriebe sind solche mit weniger als 10 Vollzeitstellen, 70% aller Arbeitsplätze finden sich in Betrieben mit bis zu 250 Vollzeitstellen.
Konkret kann die Stadt dadurch zum Florieren – in der gegenwärtigen Phase teilweise auch zum Überleben – der lokalen KMU beitragen, indem sie
zu einer Verbesserung der Raumsituation beiträgt
den Spielraum bei der Auftragsvergabe so nutzt, dass lokale Unternehmen berücksichtigt werden
Gründungsinitiativen fördert
das Auftragsvolumen jetzt nicht im Zuge von Sparanstrengungen reduziert
ein KMU-Fenster einrichtet. Das KMU-Fenster ist eine Anlaufstelle, welche Fragen zu Sozialversicherungen, Mehrwertsteuer oder Bewilligungen gezielt weiterleitet oder gegen Bezahlung selber erledigt
sich bei Kanton, Bund und in Vernehmlassungen einbringt, um städtischen Interessen auch hinsichtlich Gewerbe und KMU Gehör zu verschaffen
prüft, ob sie eine Task Force «KMU» einrichten soll
Was die zunehmende Sockelarbeitslosigkeit anbelangt, so muss die Stadt über Angebote zur Qualifizierung für den ersten Arbeitsmarkt (der herkömmliche) und vermehrt über Einsätze im zweiten Arbeitsmarkt (Sozialfirmen) den Betroffenen helfen, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Es ist fraglich, ob die Arbeitsplätze im ergänzenden Arbeitsmarkt (Zürcher Sozialfirmen, Teillohn-Jobs) in den nächsten Jahren genügen werden. Die Bemühungen von Wirtschaftsverbänden, jährlich 10% der von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenen Menschen über einen Nischen- oder Einsatzarbeitsplatz wieder einzugliedern, sind daher vorbehaltlos zu unterstützen.
Die öffentliche Hand und erst recht eine einzelne Stadt können gegen die anstehenden Probleme alleine nicht viel ausrichten. Hier müssen Wirtschaft, KonsumentInnen, Bund und Kantone kooperieren. Um gemeinsam sicherzustellen, dass jedes Mitglied unserer Gesellschaft eine faire Chance auf ein Leben in Wohlstand und Würde erhält.
Die gesamte Dokumentation der Medienkonferenz von heute Montag, 11. Januar ist hier zu finden. Das ausführliche Wirtschaftspapier ist diesem Beitrag angehängt.