Lebensqualität mit Mehrwert statt klotzen mit Dichtestress

Aufgrund einer SP-Motion von Christine Seidler hat die Stadt Zürich erstmals einen kommunalen Richtplan Siedlung, Landschaft, öffentliche Bauten und Anlagen erarbeitet. Damit werden für die Herausforderung der Innenentwicklung – und insbesondere der Verdichtung – wichtige Weichen für die Stadtentwicklung gestellt.

Die SP begrüsst diese Weichenstellung. In einer rasch wachsenden Stadt wie Zürich ergeben sich neben der Forderung baulicher Verdichtung auch neuartige siedlungspolitische Herausforderungen sowie gesellschaftliche, räumliche und ökologische Zielkonflikte. Der Richtplan nimmt diese wichtigen Herausforderungen auf.

Stadtentwicklung mit Rücksicht auf alle Beteiligten

Verdichtung ist ohne städtebauliche Eingriffe und Veränderungen nicht zu haben. Das stösst vielerorts auf Widerstand – nicht zuletzt auch bei der lokalen Bevölkerung. Nicht weil die Verdichtung per se in Frage gestellt würde, aber weil die nötigen Veränderungen auch Ängste vor einem Verlust von Lebensqualität oder dem viel beschworenen «Dichtestress» hervorrufen können. Deshalb ist es besonders wichtig, dass die Veränderung mit Respekt vor Geschichte und Bestehendem und entlang den Bedürfnissen aller Beteiligten und Betroffenen mit grosser Sensibilität geplant und umgesetzt werden. Im Fokus des Siedlungsrichtplanes steht deshalb richtigerweise, wie das Spannungsverhältnis zwischen Lebensqualität und Verdichtung zum Nutzen aller Beteiligten aufgelöst werden kann.

Qualitätsvolle und differenzierte Siedlungsentwicklung

Zu den Zielen der Siedlungsentwicklung nach innen gehören die gute Einordnung neuer Strukturen in das bestehende Stadtgefüge, die Stärkung der unterschiedlichen Quartiertypologien und eine gute Durchgrünung und Freiraumqualität. Die Vorlage enthält verschiedene Änderungen zur Unterstützung der angestrebten qualitätsvollen und differenzierten Siedlungsentwicklung. So wird z.B. bestimmt, wo die Stadt über die bestehende BZO hinaus wachsen soll – und zwar so, dass die Verdichtung stadtverträglich funktioniert (Freiraumentwicklung, Vermeidung von Überhitzung etc.), sich sozialverträglich entwickelt (preisgünstiger Wohnraum), den typischen Bau- und Freiraumstrukturen der entsprechenden Quartiere entspricht und auch den sensiblen Bereichen von Identitäten Rechnung trägt.

Verkehrsrichtplan mit Verbesserungen für Fuss- und Veloverkehr

Weitere begrüssenswerte Eckpfeiler sind die Schulraumplanung bis 2040, vierzig zusätzliche Hektar Freifläche sowie die Koordination des kommunalen Richtplans Verkehr. Besonders erfreulich sind dabei die Verankerung des Beitrags der Mobilität zur Erreichung der 2000-Watt-Gesellschaft sowie der Grundsatz zur Kompensation von Parkplätzen in der Blauen Zone, wenn auf Privatgrund Pflichtparkplätze erstellt werden, und die daraus resultierenden Verbesserungen für den Fuss- und Veloverkehr.

Der Kanton muss endlich für einen vernünftigen Mehrwertausgleich sorgen

Während die Stadt Zürich in Sachen Stadt- und Siedlungsentwicklung vorwärts macht, steht der Kanton weiter auf der Bremse: Nach wie vor fehlt sowohl eine gemeindefreundliche Lösung und Gesetzesgrundlage für den Mehrwertausgleich. Und auch die fällige Verordnung zum Mindestanteil von preisgünstigen Wohnungen (§ 49b, PBG) lässt weiter auf sich warten. Will der Kanton nicht zum ernsthaften Problem für seine Städte und Gemeinden werden, muss er hier endlich liefern.