Bezahlbare Wohnungen 2.0

Schon einmal habe ich in dieser Kolumne die Münchner Erhaltungssatzung als möglichen Ansatz gegen Gentrifizierung und unbezahlbare Wohnungen erwähnt, was dann unter anderem ein Interview in der NZZ zur Folge hatte. Und letzten Mittwoch hat die NZZ nochmals einen Bericht über meine „Forderung zur radikalen Wende“ in der stadtzürcherischen Wohnbaupolitik veröffentlicht.

 

Unter dem Titel „Das Münchner Modell hat Schwächen“ schreibt Stephanie Lahritz einen aus meiner Sicht hochspannenden Artikel. Wenn der Text gelesen wird, kommen auch ein, zwei Schwächen heraus. Kritisch äussert sich ein Verantwortlicher des Immobilienverbandes und der FDP-Fraktionsvorsitzende des Münchner Parlaments. Quelle surprise! Trotz allem ist das Fazit des Artikels, dass die Auswüchse der Gentrifizierung durch die Erhaltungssatzung verhindert wurden. Mit anderen Worten: Shit, es funktioniert!

 

Dass die Münchner Erhaltungssatzung kein Allheilmittel ist, war mir klar. Aber es ist ein höchst interessanter Ansatz, welcher Bewegung in die Wohnbaupolitik von Zürich bringen könnte. So reagiert der Präsident der FDP Stadt Zürich damit, dass es eine Kriegserklärung sei und der Kantonalpräsident derselben Partei gibt sofort einen Vergleich mit der DDR zu Protokoll. „Fuck The Planwirtschaft“ war die Reaktion auf Facebook der mit Wortspielereien unglaublich lustig wirkenden FDP… Nun, ich erwarte auf solche Vorschläge, welche meiner Meinung nach doch noch etwas Fleisch am Knochen haben, eine fundierte Reaktion. Aber das ist zurzeit leider nicht zu erwarten.

 

Und ja, lieber Herr Bösch und lieber Severin (Pflüger) von der FDP: Ich will den Handlungsspielraum des internationalen börsenkotierten Immobilienimperiums einschränken. Weil diese unsere Stadt in einem nichtfunktionierenden Wohnungsmarkt kaputt machen!

Es ist nun mal ein Fakt, dass wir in Zürich ein Problem mit der Gentrifizierung und den bezahlbaren Wohnungen haben. Und die SP ist die Partei, welche sich darum kümmern will – sicher solange ich dieser Partei vorstehe!

 

Zurück zu München. Neben der Tatsache, dass die Erhaltungssatzung auch von Bürgerlichen unterstützt wird, meinte eine Vertreterin des Mieter*innenvereins, dass sie die Stadt vor rasanter Gentrifizierung schützt. Es geht um die Frau Gutekunst im NZZ-Artikel, welche um ihre Wohnung Angst hat; 78-jährig, eingeschränkt in der Mobilität, in der Hoffnung, dass die Stadt München dank der Satzung ihr Haus übernimmt. Wenn genau Frau Gutekunst eine Hoffnung in ein staatliches Instrument hat, verdient es angeschaut zu werden. Wie schon damals vor 3 Jahren, als „Mehr Wien für Zürich“ in der NZZ Furore gemacht hat. Es geht darum, aus anderen Städten zu lernen. Deren Instrumente genau anzuschauen und das Beste für Zürich zu übernehmen und weiterzuinterpretieren. Dass Handlungsbedarf besteht, ist klar und muss angegangen werden!

 

Ich habe ein neues Kapitel in der Wohnbaupolitik in Zürich aufgeschlagen – mit konkreten Ideen. Nun lasst uns diskutieren, auch im Nationalrat!